Verkehrswende

Das Wort “Verkehrswende” oder auch “Mobilitätswende” hat wohl schon jeder gehört. Doch worum handelt es sich dabei überhaupt? Warum brauchen wir das und wie geht das? Fragen über Fragen, die ich hier kurz beantworten möchte:

Worum geht es?

Im Wesentlichen geht es bei der Verkehrswende um die Umstellung des Verkehrs auf nachhaltige Energieträger und eine Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene bzw. auf’s Schiff.

Warum brauchen wir die Verkehrswende?

Klimawandel stoppen

Es ist nicht zu übersehen: Das Klima ändert sich – und das nicht zum Besseren. Gletscher schmelzen, Extremwetterereignisse nehmen zu, Dürreperioden führen zu Hungersnöten. Ich will jetzt nicht pathetisch klingen, aber die Menschheit ist in Gefahr! 

Die Welt wird morgen (wahrscheinlich) nicht untergehen. Wenn man aber an die Zukunft unserer Kinder, Enkel und Urenkel denkt, wäre ich da nicht mehr so ganz sicher.

Der Klimawandel hat wahrscheinlich viele Ursachen. Ein wesentlicher Faktor ist aber die Verbrennung fossiler Energieträger (Öl, Kohle, Gas), wodurch der Anteil des Kohlendioxids in der Luft erhöht wird und zum sogenannten Treibhauseffekt führt. Das klingt für mich nachvollziehbar und logisch.

Nachdem ich euch die Katastrophe aufgezeigt habe, habe ich aber auch eine gute Nachricht: Wir können den Klimawandel aufhalten! Ein Baustein hierfür ist die Verkehrswende. Zum Vergleich, je Tonne Transportgut und Kilometer werden mit dem LKW 119 Gramm Kohlendioxid ausgestoßen, mit der Bahn sind es nur etwa 30 Gramm also nur ein Viertel!

weniger Staus

Jeder, der mit dem Auto auf unseren Straßen unterwegs ist, kennt und hasst es: Verstopfte Straßen, endlose Staus. 448.000 Stunden Stau im Jahr 2024 – im Durchschnitt stand jeder, der mit dem Auto zur Arbeit fuhr, 43 Stunden im Stau. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Viele der Ursachen können aber durch eine Verkehrswende beseitigt werden!

Unzählige LKWs transportieren einzelne Container von A nach B. Häufig fahren sie im Konvoi, wodurch ein Überholen nahezu unmöglich ist. Aber warum werden die Container einzeln mit dem LKW und nicht mit dem Güterzug transportiert? Eine Hauptursache sind überlastete Bahnstrecken. Im konkreten Fall unserer Region ist es wegen der Überlastung der Bahnstrecke Hamburg-Hannover gar nicht möglich, mehr Container mit der Bahn zu transportieren. Diese Strecke ist zu 147% ausgelastet! Mehr als 100%, das nenne ich mal „eindeutig überlastet”. Nur etwa die Hälfte der im Hamburger Hafen umgeschlagenen Container wurden mit der Bahn abtransportiert. 

Die Überlastung der Bahnstrecke Hamburg-Hannover hat noch einen weiteren negativen Effekt: Aufgrund zu voller und zu unzuverlässig fahrender Personenzüge steigt auch kein Reisender und kein Pendler freiwillig vom Auto auf die Bahn um. Mehr Güterverkehr verdrängt mehr Personenverkehr – und umgekehrt.

geringere Luftverschmutzung

LKWs und Verbrenner-PKWs stoßen nicht nur Kohlenstoffdioxid aus. Weitere Schadstoffe (z.B. Stickoxide, Feinstaub) belasten unsere Gesundheit erheblich und verursachen hohe Kosten. Die durch eine Verkehrswende eingesparten Kosten für Ärzte, Krankenhäuser und Medizin muss man den Kosten für die Verkehrswende gegenrechnen. Und eine bessere Gesundheit ist letztlich unbezahlbar.

weniger Verkehrstote und -verletzte

2024 gab es im deutschen Straßenverkehr 2,5 Millionen Unfälle, bei denen 363.000 Menschen verletzt und 2.780 Menschen getötet wurden.  Durch eine Verkehrswende – also der Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene – würde sich diese Zahl drastisch verringern. Es kann jeden treffen – die meisten Verletzten und Toten waren unschuldig am Unfall beteiligt.

Beseitigung Fachkräftemangel im Transportwesen

Auch in der Transportbranche ist ein Thema drängender denn je – der Fachkräftemangel. Täglich fahren ca. 1,3 Millionen LKWs auf unseren Straßen. Und jeder LKW braucht einen Fahrer. Im Jahre 2021 wurden fast 73% der Güter mit dem LKW und nur ca. 18% mit der Bahn transportiert. Der Fachkräftemangel in der Transportbranche kann ganz einfach verringert werden: Umschulung von LKW-Fahrern auf Lokführer und mehr Container auf die Schiene! Für mehr Container auf die Schiene bedarf es aber einer Verkehrswende! Mit einem Zug werden durchschnittlich 25 bis 30 Container transportiert. Mit jedem Containerzug, der mehr fährt, spart man also 24 bis 29 Arbeitskräfte ein. Was für ein Potential!

Wie können wir die Verkehrswende herbeiführen?

Elektromobilität ist eine Möglichkeit, zumindest den Wandel von fossilen zu nachhaltigen Treibstoffen voranzutreiben. Da die Bahn größtenteils mit Strom aus regenerativen Quellen fährt, ist ein Umstieg vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel eine weitere Möglichkeit, die noch weitere Vorteile bietet. Dafür muss aber das Bahnnetz qualitativ verbessert werden (zur Zeit sind nur etwa 54% der deutschen Bahnstrecken elektrifiziert) und vor allem müssen die Bahnstrecken quantitativ erweitert werden – und zwar massiv! Eine Minimal-Not-Lösung, wie es das Projekt “Alpha-E” ist (sofern man dieses Projekt überhaupt als Lösung bezeichnen kann), reicht also bei weitem nicht. Wir müssen zukunftsorientiert denken – also zwei zusätzliche Gleise entlang der A7! Nur so gelingt die Verkehrswende!

Auch du kannst zur Verkehrswende beitragen! Zum Beispiel indem du selbst, wenn es möglich ist, öffentliche Verkehrsmittel nutzt anstatt mit dem Auto zu fahren. Einen noch viel größeren Effekt erreichst du aber, wenn du deine Familie, Freunde, Nachbarn, Kollegen usw. bezüglich der Notwendigkeit der Verkehrswende überzeugst. Und frage ruhig mal deinen Landtags- und Bundestagsabgeordneten, wie er sich für eine lebenswerte Zukunft einsetzt.

Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass für die Verkehrswende Geld benötigt wird, viel Geld. Und wir brauchen die Einsicht und den Willen der Menschen und der Politik, um die Verkehrswende umzusetzen. Aber es lohnt sich! Was ist schon Geld und Willen im Vergleich zu unserer Gesundheit und der Zukunft unserer Kinder, Enkel und Urenkel?

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