Heinrich Cassier ist sicher, dass ein drittes Gleis nicht ausreichen wird, um den künftigen Schienenverkehr zu bewältigen.

Zur Debatte um die Trassenpläne der Deutschen Bahn schreibt dieser Leser:

Ich verfolge seit den Ergebnissen des Dialogforums Schiene Nord die Diskussionen, die um die zukünftige Trassenführung der Deutschen Bahn geführt werden. Unmittelbar nach Abschluss des Forums wurden die Ergebnisse von fast allen Beteiligten gefeiert und im guten Sinne eine Bürgerbeteiligung hervorgehoben. Lange hat es nicht gedauert, bis sich die erste Bürgerbewegung in Deutsch Evern gegen die Ergebnisse gegründet und heftig bekämpft hat.

Dem schloss sich der damalige Oberbürgermeister der Stadt Lüneburg an. Er protestierte heftig gegen die Verwirklichung der Pläne, die im Dialogforum beschlossen wurden. Von ihm kam als Erster der Vorschlag, eine neue Bautrasse parallel der A7 zu bauen. Die Reaktion der Lokalpolitiker ließ nicht lange auf sich warten. Sie ging meistens in die Richtung, dass man bei Umsetzung des Vorschlages vom Fernverkehr abgekoppelt wäre.

Es sind inzwischen 7 Jahre seit dem Dialogforum Schiene Nord vergangen, passiert ist nichts. Der Bundestag der vergangenen Regierung hat den Deutschlandtakt verabschiedet. Er steht für einen Fahrplanbasierten Ausbau der Schieneninfrastruktur, um unser Land optimal zu vernetzen – im Personen- sowie im Güterverkehr.

Das Ziel: öfter schneller überall. Wenn darüber hinaus die Politik und Wirtschaft seit vielen Jahren das Ziel verfolgt, mehr Güterverkehr auf die Schiene zu bringen, und berücksichtigt wird, dass insbesondere der Güterverkehr in unserer Region zukünftig stark zunimmt, ist ein weiterer Ausbau der Bahnstrecken unausweichlich. Vor diesem Hintergrund betrachte ich die Diskussionen und die verabschiedeten Resolutionen des Kreistages und Stadtrates Uelzen als scheinheilig.

Man muss kein Experte sein, um beurteilen zu können, dass selbst ein drittes Gleis nicht ausreicht, um den zukünftigen Güter- und Personenverkehr zu bewältigen. Die gegenwärtigen Kapazitäten reichen schon jetzt bei weitem nicht. Der Hinweis, dass beim Ausbau Häuser abgerissen werden müssen, ist mehr als berechtigt.

Die Diskussionen sind aus meiner Sicht unglaubwürdig, weil in erster Linie emotionale und keine sachlichen Argumente vorgetragen werden. Die Diskussionen verlaufen nach dem St.-Florians-Prinzip. Besonders die Argumente des zerschneidens des Stadtwaldes Uelzen und der Gemeinde Kirch- und Westerweyhe sowie zahlreiche Ackerflächen ist scheinheilig, weil dieselben Argumente für den Ausbau der A39 gelten. Da gab es keine vergleichbaren Proteste.

Die betroffenen Orte und Landwirte fühlen sich seit Jahren von der Politik verschaukelt. Ungläubig ist auch das Argument vieler Politiker, 90 Prozent der Bevölkerung hinter sich zu haben. Wie kommen die Abgeordneten zu dieser Zahl? Ich wünsche mir eine sachliche Diskussion und eine Bahninfrastruktur, die uns nach vorne bringt und nicht rückwärts gedacht ist.

Verfasser: Heinrich Cassier

Ebstorf

Red.: Vielen Dank Herr Cassier für die Genehmigung zur Veröffentlichung