In der letzten Woche bot die Lüneburger Landeszeitung Dr. Peter Dörsam als Sprecher des Projektbeirates gleich zweimal ein Podium für seine unwahren Behauptungen. Am Donnerstag erschien der halbseitige Artikel „Beirat wirft Bahn Täuschung vor“. Am Sonnabend bekam er auf fast einer ganzen Seite noch einmal Platz für seine „merkwürdigen“ Ansichten von der Zukunft der Bahn im Dreieck Hamburg – Bremen – Hannover im Artikel „Alpha E auch eine Lösung für Lüneburg“.

Leider funktionieren die obigen Links zu den Artikeln in der Landeszeitung nur, wenn ihr ein Abo habt oder abschließt. Aber ich fasse den Inhalt hier zusammen und werde natürlich auch meine Anmerkungen dazu machen.

„Alpha E auch eine Lösung für Lüneburg“, Artikel in der Landeszeitung am 14.01.2023

Dr. Dörsam bedauert zunächst, dass Deutsch Evern die Mitgliedschaft im Dialogforum Schiene Nord verwehrt wurde. Im Nachhinein zu sagen „schade!“ ändert nichts an der überproportionalen Besetzung mit Neubautrassengegnern. Selbst wenn die Gemeinde Deutsch Evern und unsere Bürgerinitiative im Dialogforum vertreten gewesen wären, würde der Konstruktionsfehler des Dialogforums nicht behoben: Massenhaft Mini-Bürgerinitiativen (theoretisch reichen zwei Leute aus, um der Bezeichnung „Bürgerinitiative“ gerecht zu werden) die sich von vornherein der Maxime „Keine Neubautrasse!“ verschrieben haben, ließen ein anderes Ergebnis als das unsägliche Abschlussdokument gar nicht zu.

Da ist es vollkommen egal, ob damit die Ziele erreicht werden, die Variante wirtschaftlich ist, für die Zukunft geeignet ist oder wie viele Menschen davon betroffen sind. Vom objektiven Variantenvergleich hatte man sich sehr früh im Dialogforum verabschiedet, die A7-Variante sang- und klanglos verschwinden lassen und sich nur noch mit der „Alpha“-Variante beschäftigt. Und obwohl Fachleute erklärt haben, dass diese Variante NICHT geeignet ist, haben sich die Neubautrassengegner darüber hinweggesetzt und ihre Variante durchgedrückt.

Vor 7 Jahren hätte der Bestandsstreckenausbau noch ausgereicht

Als nächstes bemängelt der Sprecher des Projektbeirats, dass der Einwand der Bahn, ein Bestandsstreckenausbau bringe nicht ausreichend Kapazitäten, nicht zutreffend sei. Man habe 2015 nur mehr Güterverkehr auf die Schiene bringen wollen. Dr. Dörsam hat es vielleicht noch nicht mitbekommen, aber die Erde dreht sich weiter! Und so können sich auch die Anforderungen an die Bahninfrastruktur ändern. Das bedeutet doch nichts anderes, als dass das Abschlussdokument in Anbetracht der heutigen Lage nicht mehr gilt! Es ist klar, dass er das nicht wahrhaben will, schließlich würde der Projektbeirat dann offensichtlich überflüssig.

Dr. Dörsam bezweifelt im weiteren dass der prognostizierte Bedarf an Schienenkapazitäten richtig ist. Er hat zwar einen Doktortitel, dass er aber den zukünftigen Bedarf besser einschätzen kann als zig Experten bei der Bahn, halte ich für vermessen.

Raumordnungsverfahren ja – aber nur wenn es um den Neubau an der A7 geht

Zum Thema Raumordnungsverfahren hat der Projektbeirat eine vollkommen abstruse Sicht. Man ist für Raumordnungsverfahren. Aber nur, wenn es sich um Neubaustrecken handelt! Das er eine faktenbasierte Beurteilung darüber verhindern möchte, ob das Projekt „Bestandsstreckenausbau“ mit den Zielen, Grundsätzen und Erfordernissen der Raumordnung in Einklang zu bringen ist, sollte einen nicht wundern. Er führt als einziges Argument an, dass das Projekt ohne Raumordnungsverfahren schneller umzusetzen wäre. Das wäre bei Neubaustrecken aber auch so. Und wenn Dr. Dörsam wirklich an einer schnellen Lösung gelegen ist, dann muss er für Neubaustrecken sein, denn die sind lt. Bahn schneller umsetzbar, Stichwort „Ausbau unter dem rollenden Rad“.

Wer soll das bezahlen?

Den Vogel schießt Dr. Dörsam aber mit seinen Auslassungen zum Thema „Vieregg-Rösler“-Studie ab. Zunächst behauptet er, dass der Projektbeirat diese Studie beauftragt hat. Ich war bisher davon ausgegangen, dass diverse Neubautrassen-Verhinderer-BIs diese Studie in Auftrag gegeben haben. Hat der Projektbeirat denn auch für diese Studie gezahlt, schließlich heißt es, „wer bestellt, der zahlt!“? Die Studie sollte zeigen, dass ein Bestandsstreckenausbau wirtschaftlich machbar ist. Ziel verfehlt! Setzen! 6!

Denn die Berechnungen der Bahn haben ergeben, dass die Vieregg-Rösler-Variante einen Nutzen-Kosten-Faktor von unter 0,5 hat. Note 6, setzen! Es ist überhaupt unfassbar, das der Projektbeirat noch immer diese Studie als Argument benutzt. Die Bahn hatte diese Studie wie folgt beurteilt: „methodische und inhaltliche Lücken“ und die Ideen basieren „zu großen Teilen auf unzureichenden und unzutreffenden Annahmen“. Der Projektbeirat sollte seine Studie lieber in das unterste Schubfach des Schreibtisches einschließen und den Schlüssel wegwerfen!

Beirat wirft Bahn Täuschung vor, Artikel in der Landeszeitung am 12.01.2023

Nach Meinung von Dörsam hätte die Bahn gar nichts anderes als den Bestandsstreckenausbau untersuchen dürfen. Also auch keine Ortsumfahrungen. Und da kann ich nur sagen, „Er macht es schon wieder!“. Wie schon im Dialogforum (siehe oben) soll jede andere Lösung ausgeschlossen werden. Klar, weil jede andere Lösung besser als der Bestandsstreckenausbau ist…

Skurril wird es, als Dörsam behauptet, der Bestandsstreckenausbau gemäß Alpha-E sei nicht mit der erforderlichen Tiefe untersucht worden. Wie bitte? Man hat sechs „Gläserne Werkstätten“ zum Thema „dreigleisiger Ausbau Lüneburg-Uelzen“ abgehalten. Und zusätzlich noch drei „Gläserne Werkstätten“, wo es nur um die Projektbeirat-Variante „Vieregg-Rösler“ ging. In neun Veranstaltungen ist man also nicht in die erforderliche Tiefe gegangen? Die „beste“ Variante aus den Gläsernen Werkstätten ergab einen Nutzen-Kosten-Faktor von 0,67. Der Staat würde also mindestens ein drittel seines Geldes verbrennen, wenn die Bestandsstrecke ausgebaut wird. Für mich reicht das, der Bestandsstreckenausbau ist nicht umsetzbar!